Conni und Georg Reynders

Philosophie

Fotografie: das Wort („Photographie“) ist zusammengesetzt aus den griechischen Worten „phos“ für Licht und „graphein“ für schreiben, malen, zeichnen.

Initiatisch: das Wort stammt vom lateinischen „initiare“ und bedeutet „einführen, einweihen“, Einweihen in ein Geheimnis.

Gestalt: Dieses Wort verweist auf die von Fritz Perls begründete Gestalttherapie, die einladen will, etwas rund, ganz, vollständig zu machen – werde Du selbst. Die Lichtmalereien wollen das, was im „Betrachten“ darin zu „sehen“ ist und „in der Stille“ daraus „spricht“, in mein Leben bringen und mich so zu einem neuen, veränderten und bewussten Sehen führen und auf diese Weise mein Leben verwandeln mit dem Ziel, die Welt künftig mit anderen Augen zu sehen und wahrzunehmen, nicht wie blind durch die Welt zu gehen und aus meinem Leben eine runde Sache zu machen.

Früher nannte man Fotografen „Lichtbildner“. Wer alte Fotos kennt und gesehen hat, weiß, dass es nicht nur „Bilder“ sind, sondern vielmehr „Malereien“ mit Licht. Es gab keine „Farb-Bilder“, sondern Schwarz-Weiß-Fotos. Auf ein gutes Foto musste man lange warten, dafür Zeit haben, den richtigen Augenblick finden.

Der „Rollfilm“ 6×6 cm mit 12 Aufnahmen war teuer, und selbst später beim Kleinbildfilm mit 20 oder 36 Aufnahmen war jedes Foto kostbar. Filme mussten entwickelt und dann die einzelnen Fotos vergrößert werden, um das Ergebnis zu sehen, und das konnte auch schon mal eine Woche oder länger dauern. Im digitalen Zeitalter für viele unvorstellbar.

Genau da hat sich aber auch etwas gewandelt. Fotografieren ist nicht mehr länger malen mit Licht, es ist zum „Knipsen“ geworden. Alles und jedes wird festgehalten, doch es fehlt oft der innere Kern, es fehlt das, was anrührt, bewegt, was verwandelt, was aus dem Foto spricht.

„Wo warst Du in Urlaub?“ „Kann ich Dir noch nicht sagen, ich habe die Bilder noch nicht entwickeln lassen!“ – So war es früher. Ich habe nichts richtig gesehen, ich konnte ja zu Hause nachsehen, was ich alles fotografiert hatte. Und dann kamen möglicherweise die stundenlangen Dia-Schauen im Familien- und Freundeskreis, die eher nervig als erfreulich waren. Heute geht das in anderer Weise weiter: Wir haben erlebt, dass ein Besucher eine historische Kirche betrat und bereits nach drei Minuten wieder verließ. Dazwischen lagen dreißig Bilder, digital aufgenommen, einmal rundherum alles „geknipst“. Die Speicherkapazitäten in den Smartphones werden immer größer, die Zahl der „Selfies“ ebenso, die „Cloud-Speicher“ für Bilder gibt es mittlerweile mit unbegrenzter Speicherkapazität fast zum Nulltarif. Der digitale Bilderwahnsinn hat Einzug gehalten. Und wer schaut sich wann die Masse der Bilder an? Dabei geht es doch beim Fotografieren stets darum, dem Geheimnis „Schöpfung“ nachzuspüren, Augenblicke der „Ewigkeit“ zu erahnen.

Mittlerweile hat sich auch unser Sehen und vor Fotografieren gewandelt. Es gehört zwar auch immer noch der Sonnenaufgang oder -untergang dazu, doch es sind mehr und mehr die „Kleinigkeiten“ am Rande geworden, die „Nebensächlichkeiten“, die in der Hektik und im Stress nicht wahrgenommen werden, an denen Menschen achtlos vorbeilaufen und die uns inspirieren.

Wir laden Sie ein, dem ebenfalls nachzuspüren und „initiatisch“ zu werden: die Welt mit neuen Augen zu sehen.

„Don’t shoot what it looks like. Shoot what it feels like.”

„Fotografiere nicht wie es aussieht, sondern wie es sich anfühlt.”

David Alan Harvey



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